Die Entscheidung für welches Thema ich mich in der Forschungsarbeit entscheiden würde, wurde mir im Laufe der Praktikums-Zeit zügig abgenommen. Dadurch dass meine Klasse bereits in der 2. Schulwoche in Quarantäne musste, rückten ungewöhnliche Bedingungen des Lehrens und Lernens in den Vordergrund. Wie kann ich einen Sportunterricht mit einer 4. Klasse, in der Onlinelehre gestalten?
Daraus entwickelte ich schließlich meine Forschungsfrage:
Alternative Lernangebote schaffen, in Zeiten der Pandemie - Welche Einstellungen haben die SuS zu dem Ausfall von Sportangeboten innerhalb der Schule und inwiefern können Lerntagebücher, unterstützend auf die Bewegungsfreude der Kinder wirken?
Um den Kindern ein alternatives Lernangebot anzubieten, entwickelte ich ein Lerntagebuch, welches sie zu Hause bearbeiten konnten. Als Funktion sollte dieses Lerntagebuch zur selbstständigen Übung für anstehende Prüfungsanforderungen behelfen und die Kinder motivieren, sich zu Hause sportlich zu betätigen.
Im Kern verfolgen Lerntagebücher die Absicht, Lernkompetenzen als Schlüssel für lebenslanges Lernen aufzubauen, sie stellen Orte bzw. Medien dar, in denen kontinuierlich das Tun, die Unterrichtsinhalte, die schulischen Aktivitäten und die individuellen Lernwege und Lernbiographien dokumentiert werden, das Lernen geplant, kontrolliert, eingeschätzt, reflektiert und schließlich beurteilt wird, sprachliche oder graphische Einträge zu den eigenen Lernprozessen gestaltet und Lernfortschritte festgestellt werden. (vgl. U.Skrabitz, K.Öttl & S.Käfer.S.78)
Während der Pandemie wurden Sportangebote innerhalb der Schule in den Stillstand versetzt, sodass die SuS auf Sportangebote nach der Schule verzichten müssen. Auch in den Pausen, wurde der Pausenhof in Korridore unterteilt, damit sich die Schulklassen nicht mischen. Auch diese Einschränkung geht mit einem verkleinerten Spielraum für die Kinder einher, indem sie sich bewegen und austoben können. Mit der Forschungsfrage möchte ich herausfinden, inwieweit sich die SuS von den besonderen Maßnahmen der Schule betroffen fühlen und in wiefern ihnen die sportlichen Aktivitäten innerhalb der Schule fehlen. Außerdem möchte ich erforschen, inwieweit alternative Lernangebote dazu behelfen, einen Ausgleich dazu zu schaffen.
Methoden und Instrumente
Als Instrument habe ich das Lerntagebuch gewählt, beidem die SuS ihren Lernprozess schriftlich wiedergeben und praktisch üben. Ihre Lernaufgabe besteht darin, Kraft und Bewegungsübungen nach vorgegebenen Kriterien durchzuführen und zu präsentieren. Dabei sollen sie vorallem ihre Körperwahrnehmung erproben und erweitern. Die SuS reflektieren regelmäßig ihre sportmotorischen Fertigkeiten und Fähigkeiten, sowie ihr sportliches Können, welches sie anschließend in einer Abnahme unter Beweis stellen. Das Lerntagebuch stellt dabei eine alternative Lernaufgabe dar: „Eine Lernaufgabe [...] steuert den individuellen Lernprozess durch eine Folge von gestuften Aufgabenstellungen mit entsprechenden Lernmaterialien so, dass die Lerner möglichst eigentätig die Problemstellung entdecken, Vorstellungen entwickeln und Informationen auswerten. Dabei erstellen und diskutieren sie ein Lernprodukt, definieren und reflektieren den Lernzugewinn und üben sich abschließend im handelnden Umgang mit Wissen“ (Leisen 2010, S. 1).
Anknüpfend beantworten die SuS einen Fragebogen, der besonders die aktuellen Umstände innerhalb der Schule, die Sportangebote und den Sportunterricht erfasst. Der Fragebogen teilt sich wie folgt ein:
Fragen zu der Einstellung zum Sportunterricht.
Zufriedenheit mit den Sportangeboten innerhalb der Schule.
Einbezug des Lerntagebuchs in den Sportunterricht.
Durchführung
Nach einer ausführlichen Erklärung der Übungen und einer Besprechung zur Bearbeitung des Fitness - Tagebuches, bearbeiteten die SuS das Lerntagebuch im Verlauf der Woche selbstständig und zu Hause. An jedem Donnerstag gaben mir die Kinder ihre bearbeiteten Tagebücher zurück. Ich bekam eine Einsicht zu den Entwicklungsständen der SuS, im Themenbereich Fitness und Kraft. Außerdem konnten wir immer wieder neu aufkommende Fragen klären und ergänzende Übungen besprechen, die zur Hilfe mit einbezogen wurden. Insgesamt bearbeiteten die SuS fünf Tagebücher. Sie reflektierten dabei stetig ihre eigenen Entwicklungsschritte, zudem bekamen sie wöchentlich ein individuelles Feedback von mir als Lehrperson. Nachdem die Klasse nach der Quarantäne wieder in die Schule durfte, gab es dennoch immer wieder einzelne SuS, die am Präsenzunterricht fehlten. Innerhalb der Schule passten wir die Sportstunden an den Übungen des Fiteness - Tagebuches an, sodass die Kinder ihre Körperwahrnehmung stetig erweiterten, sie aber immer wieder Abwechslung im Unterricht erfuhren. Nach fünf Wochen, begannen die Abnahmen der Übungen, sowie die abschließende Reflexion des Lernprozesses. Dazu beantworteten die SuS auch, den anonymisierten Umfragebogen.
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Ergebnisse interpretieren
Insgesamt haben die SuS eine positive Einstellung gegenüber dem Sportunterricht in der Schule. Bei der Beantwortung der Fragen, wird besonders die Begeisterung an der Beteiligung des Sportunterrichts mit 78% deutlich. Besonders hervorzuheben ist, dass 15 von 19 SuS die Aussage: "Am liebsten möchte ich mehr Sportunterricht haben", mit zutreffend beantwortet haben. Daraus lässt sich schließen, dass der Sportunterricht, den Kindern viel bedeutet.
Mit den Sportangeboten, ist auch die Mehrheit der Schülerschaft (67%) sehr zufrieden. Allerdings äußern sich auch knapp 17% mit einer Unzufriedenheit zum Sportangebot innerhalb der Schule, welches sich der persönlichen Einstellung zum Sport entgegenstellt. Insgesamt beantworten 9 von 19 Kindern, die Aussage: Wenn es regnet/es zu windig ist/ oder kalt ist, finde ich es in Ordnung, wenn der Sportunterricht ausfällt!, mit einem unzufriedenen Smiley.
Die SuS empfinden das Lernen mit einem Lerntagebuch insofern als zielführend, weil mit dem Lerngegenstand über einen befristeten Zeitraum intensiviert umgegangen wird und sie ihr Lernverhalten reflektieren. Da die Kinder, das Lerntagebuch über einen Zeitraum von fünf Wochen bearbeiteten, bekamen sie die Chance sich zu verbessern und ihren eigenen Leistungsstand wahrzunehmen und zu reflektieren. Außerdem erlernten die Kinder verstärkt die wichtigen Kriterien der Leistungsbewertung kennen, wodurch sie sich gezielt auf die abschließende Prüfung vorbereiten konnten. Die Bearbeitung der Lerntagebücher hat den Kindern unterschiedlich viel Freude bereitet. Dennoch meinen 9 von 19 Kindern, dass die Einführung eines Lerntagebuchs zu einem Themeninhalt häufiger fachbezogen eingeführt werden sollte.
Beantwortung der Forschungsfrage
Alternative Lernangebote schaffen, in Zeiten der Pandemie - Die SuS zeigen eine eher negative Haltung zu dem häufigen Ausfall von Sportangeboten innerhalb der Schule und erachten das alternative Angebot an Bewegungs- & Lerntagebücher als ein zielführendes und mit Freude verbundenes Mittel zur Vorbereitung einer Leistungsabnahme.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass 78 % der SuS der 4. Klasse, eine positive Einstellung zu den Sportangeboten an der Schule haben. Dabei zeigt sich in den Ergebnissen eine ungenaue Trennschärfe, ob sich die postive Einstellung auf das Bewegungsangebot an der Schule bezieht, oder auf die sportliche Tätigkeit an sich. Dennoch lässt sich interpretieren, dass die Kinder bei ungünstigen Wetterbedingungen nicht immer damit einverstanden sind, dass der Sportunterricht ausfällt. Insgesamt beantworteten 9 von 19 Kindern diese Frage mit einem enttäuschtem Smiley. Dies zeigt, dass die SuS den häufigen Ausfall des Sportunterrichts an der Schule negative bewerten. Sogar bei schlechten Wetterbedingungen wie Regen, Wind oder Kälte, würden sie am liebsten raus und Sport treiben gehen. Natürlich ist dies aus Sicherheits- sowie Gesundheitsaspekten nicht immer möglich, dennoch ist davon auszugehen, dass sich die Kinder über eine Vielzahl an alternativen Bewegungsangeboten erfreuen würden. Der Spaßfaktor die Lerntagebücher zu bearbeiten, wurde von einem Großteil der SuS als sehr zufriedenstellend und zufriedenstellend bewertet. Daraus lässt sich interpretieren, dass die Kinder Freude an den Übungen hatten und es ihnen gefiel, ihre eigenen Entwicklungsschritte wahrzunehmen. Desweiteren reflektierte die Mehrheit der Klassengemeinschaft, die Bearbeitung eines Lerntagebuchs als zielführend für die Vorbereitung einer Leistungsabnahme. Es lässt sich vermuten, dass die SuS in der Vorbereitungsphase, eigene positive Entwicklungsfortschritte erkannt haben. Diese Vermutung stimmt mit einzelnen Aussagen der Kinder in den Lerntagebüchern überein. Diese Erkenntnis über kleine Erfolge beim Lernen, kann sich insgesamt positiv auf den allgemeinen Lernprozess übertragen. Die allgemeine Bewegungsfreude kann demnach gestärkt werden.
Lerntagebücher fördern einerseits die Lernmotivation der SuS, durch einzelne kleine und wiederkehrende Lernerfolge, die durch individuelle und vor allem prozessorientierte Leistungsrückmeldungen ermöglicht werden. Auch in anderen Studien wird deutlich, dass:
Empirisch bewiesen ist, dass aufgrund der Beteiligung der Schülerinnen und Schüler an Planung, Gestaltung und Beurteilung des eigenen Lernens die Kommunikation über das Lernen und die Leistung an sich angeregt, das Bewusstsein für den eigenen Lernprozess gestärkt, die Fähigkeit zum eigenen Wissenserwerb verbessert und damit eine wesentliche Grundlage für eigenständiges, selbstverantwortliches, selbstbestimmtes und selbstgesteuertes Lernen gelegt wird. (vgl. U.Skrabitz, K.Öttl &S.Käfer. S.78)
Reflexion zum Forschungsauftrag
Insgesamt ist der Forschungsauftrag aktuell bedeutend. Vor allem der Aspekt, dass die Sportangebote wegen der Corona Pandemie an Wert verlieren und häufig pausieren oder ausfallen, ist ein interessanter Forschungsinhalt für die Perspektive des Schulsports. Der erschwerte Zugang zu sportlichen Aktivitäten innerhalb sowie auch außerhalb der Schule, sollte prozessorientiert beobachtet und analysiert werden, sodass Entwicklungen innerhalb unserer Gesellschaft erkannt werden. Schwachstellen sehe ich in dieser Forschungsarbeit in dem Bereich der Validität. Besonders bei der Umfrage, zeigten sich Unklarheiten in den Aussagen, weswegen die Ergebnisse schwer einzuordnen sind.
Bsp. 1: - Wenn es regnet / es zu windig ist / oder kalt ist, finde ich es in Ordnung, wenn der Sportunterricht ausfällt. - Hier wäre es sicherlich sinnvoller gewesen, die Aussage zu vereinfachen, wie bspw. Der Sportunterricht fällt häufig aus - und dann mit zutreffend oder nicht zutreffend zu bewerten.
Bsp. 2: - In der Quarantäne, hat mir das Fitness -Tagebuch besonders viel Spaß gemacht - Hierbei zeigt sich besonders die Schwierigkeit darin, wonach der Faktor Spaß ausgemacht wird. Wenn die Kinder in Quarantäne von zu Hause aus lernen, kann es sein, dass sie im Allgemeinen keine Freude an den Lerninhalten hatten. Oder dass sie die sportlichen Aktivitäten außerhalb von zu Hause vermisst haben. Die Aussagekraft ist demzufolge vielseitig interpretierbar.
Bsp. 2: Manche Kinder haben wegen der Unklarheit auch einzelne Berücksichtigungen dazu geschrieben - In den Schulpausen kann ich mich viel bewegen - Kind 1: Ja aber auf kleinen Pausenhofen.
Ein weiteres Kind hat die Aussage 13 mit nicht zutreffend beantwortet - Kind 3: Das Fitness-Tagebuch hat mir geholfen, auch zu Hause Sport zu machen - Nein, weil ich mache auch sonst viel Sport zu Hause.
Eine erneute Forschungsarbeit zu diesem Thema, sollte diese Reflexion mit einbeziehen und auf die Validität der Ergebnisse achten.
Quelle: U.Skrabitz, K. Öttl & S. Käfer. Das Lerntagebuch - Kinder als Pilotinnen und Piloten auf ihrer Reise durch die Welt des Lernens: https://pvs.augustinum.at/site/assets/files/2420/skrabitz_oettl_kaefer_das_lerntagebuch.pdf ,zugegriffen am 02.05.22.
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