Im Folgenden möchte ich weniger auf die Bedingungen des Sportunterrichts an der deutschen Auslandsschule im Vergleich zu Schulen in Deutschland eingehen, sondern verstärkt auf die Bedingungen unter Berücksichtigung der Pandemie und den Corona Maßnahmen, die sich meines Erachtens negativ auf die intrinsische Bewegungsfreude der SuS auswirkt.
Intrinsische Motivation: Intrinsische Motivation ist die Motivation von innen heraus, das sind eigene Antriebe bzw. Ziele, die eine Person von sich aus und autonom verwirklicht, weil sie dies gerne tut, Freude daran empfindet und weil sie darin einen Sinn erfährt. Intrinsisch motivierte Handlungen repräsentieren den Prototyp selbstbestimmten Verhaltens bzw. den höchsten Grad an Selbstbestimmtheit. (vgl. O. Weiß, 2017, S.13)
Da viele der AG´s, die im Normalfall an der Schule angeboten werden, seit einigen Jahren ausfallen, fehlt es aus meiner Sicht an Bewegungsangeboten an der Schule. Die SuS bekommen demnach nicht die Chance, genügende Körpererfahrungen zu machen und sich in ihrer sportlichen Aktivität auszuprobieren. Während sich die Kinder bei der Auswahl einer AG am Nachmittag an ihren eigenen Interessen und Motivationsgründe orientieren, ist der allgemeine Sportunterricht eher fremdbestimmt, also extrinsisch motiviert.
Extrinsische Motivation resultiert aus der Internalisierung (Verinnerlichung) von Impulsen, die außerhalb des inneren Antriebes einer Person liegen und je nach Grad der Selbstbestimmtheit variieren. Demnach wird die extrinsische Motivation differenziert in: integriert/selbstbestimmt (zum Beispiel Stressabbau durch gezielte körperliche Aktivität oder Erhaltung der Beweglichkeit aus Selbstverantwortung heraus), identifiziert/übernommen (zum Beispiel Anstreben eines Erscheinungsbildes, mit dessen Attraktivität man sich identifiziert oder Sportlichkeit eines Freundes, hinter der man nicht zurückbleiben möchte), introduziert/fremdbestimmt (zum Beispiel die Befolgung einer situative oder konstitutionellen Leistungsvorgabe oder einer ärztlichen Anordnung). (vgl. O. Weiß, 2017, S.14)
Hinzu kommt dass wegen der variierenden und wechselhaften Wetterbedingungen auf Gran Canaria, der Sportunterricht häufig ausfällt oder er teilweise innerhalb der Klassenräume stattfinden muss. Besonders bei einem Klassenausflug zu einem Krater der Insel, ist mir aufgefallen, dass die Kinder starke Konditions- sowie auch Koordinationsschwierigkeiten haben. Hierbei ist zu beachten, dass die Covid- Erkrankung, auch ein möglicher Grund für die mangelnde Ausdauer der Kinder sein kann. Die koordinativen Schwierigkeiten zeigten sich beim Berg auf- und ab laufen, beidem viele SuS umgeknickt oder gestürzt sind. Die körperliche Belastungsgrenze der SuS wurde schnell erreicht und anstelle von Freude und Spaß an der sportlichen Betätigung in der Natur, zeigten sich Müdigkeit und Erschöpfung in den Gesichtern der Kinder. Insgesamt wurde deutlich, dass den Kindern die regelmäßige körperliche Anstrengung fehlt und sie diese nicht mehr gewohnt sind.
Des Weiteren, werden die Kinder täglich von ihren Eltern bis zum Schul-Eingangstor mit Autos, Taxis oder den Schulbussen gefahren. Da es einen Schulweg gibt, von ungefähr 500 m, würde ich es empfehlen, dass die Kinder ab einer bestimmten Entfernung selbstständig zur Schule laufen. Eine solche Erfahrung habe ich damals in meiner eigenen Schulzeit, an einer Berliner Grundschule gemacht. Innerhalb einer Projektwoche haben wir bei der Distanz von 500 m Entfernung zur Schule aus verschiedenen Richtungen, Kennzeichnungen und Bewegungsspiele auf den Boden gemalt. Die Kinder konnten sich an diesen Markierungen zur Schule orientieren und bspw. in aufgemalte Füße treten oder durch Kästchen springen, während sie zur Schule liefen. Mit einem solch einfachen und kleinen sport aktivierenden Angebot, kann die intrinsische Motivation zum Sport treiben, gefördert werden. Besonders in der aktuellen Zeit, sollte darauf nicht verzichtet werden.
Freude an Bewegung korrespondiert mit Empfindungsbewusstheit bzw. Selbstbestimmtheit und ist maßgeblich für die Häufigkeit der Sportausübung. (vgl. O. Weiß, 2017, S.26)
Des Weiteren ist es wichtig, dass die Kinder in den Schulpausen genügend Platz haben sich zu bewegen. Wegen der Pandemie hat die Schule die Maßnahme ergriffen, den Schulpausenhof in abgegrenzte Bereiche (die Korridore) einzuteilen, in denen sich die einzelnen Klassen in den Schulpausen aufhielten. Die Schulklassen durften sich nicht mischen. Die Kinder bekamen demnach noch weniger die Chance sich selbstbestimmt zu bewegen und spielerische Aktivitäten mit Freunden auszuüben. Diese Maßnahme wurde in der letzten Schulwoche meines Praktikums aufgehoben.
Aus meiner Erfahrung, zeigte sich der Sportunterricht an der Deutschen Schule de las Palmas, sehr nach den Interessen der Kinder orientiert. So wurden die SuS stetig zu einer neuen Themenwahl befragt. Dies fördert die intrinsischen Bewegungsgründe zum Sport und die Kinder zeigten sich demnach auch sehr motiviert in den Sportstunden. Außerdem wurden Phasen der freien Bewegungszeit in die Unterrichtsplanung mit einbezogen, sodass die Kinder Spielzeit bekamen, die ihnen vielleicht in der Schulpause verwehrt blieb. Die Sportlehrerin war also stets bemüht die SuS zum Sport zu motivieren. Außerdem wurde der Unterricht sehr differenziert angeboten. Es gab häufig Stationsarbeiten und die Kinder durften sich in ihrer Lerngruppe selbstständig zusammentun. Den Kindern diese Entscheidungsfreiheit zu überlassen und selbstständig in Arbeitsgruppen zusammen zu finden, erachte ich für den Sportunterricht, besonders in Leistungsheterogenen Klassen für sinnvoll. Bewegungsspiele, die einen konkurrierenden Wettkampf Gedanken besitzen, wurden häufig gemieden, stattdessen wurden viele Kooperationsspiele erprobt. Dennoch wurden kleine Turniere innerhalb der Schule zwischen den Schulklassen angeboten wie z.B ein Fußballturnier.
Was können die Sportlehrer*innen tun, um die intrinsischen Bewegungsgründe der SuS weiterhin zu fördern?
Nicht immer bieten die Bedingungen der Schule oder die unserer Gesellschaft die Möglichkeit, den SuS die Bewegungsfreude so beizubringen, wie wir es uns als Lehrpersonen wünschen. Dennoch können wir mit den Mitteln die wir besitzen, alles dafür tun diesen Zielen näher zukommen.
Ein abwechslungsreicher Unterricht, der die Kooperation zwischen den SuS verlangt und Differenzierungsangebote schafft, wirkt sich motivierend auf die Lernentwicklung der SuS aus. Auf die Interessen der Kinder sollte geachtet werden. Das `freie Üben/Spielen´ kann in den Unterricht mit einbezogen werden, um die natürliche Bewegungsfreude der SuS zu fördern. Außerdem sollte den Kindern die Möglichkeit gegeben werden eigene Entscheidungen zu treffen und selbstbestimmt zu Üben. Dazu gehört nicht nur, dass sich die Kinder eigenständig in Gruppen einteilen, sondern auch dass ihre Ideen mit in den Unterricht einbezogen werden und sie den Unterricht mit gestalten. Der Sportunterricht und die Bewegungsaktivität ist für die Kinder von großer Bedeutung, weswegen auf AG´s nicht verzichtet werden sollte. In meiner Tätigkeit als Lehrperson möchte ich mir vornehmen, zukünftig vielfältige sportliche Angebote an einer Schule anzubieten (Bsp. Tennis-AG, Hockey-AG etc.).
Inwiefern beeinflusst die Pandemie das Sportangebot deiner Praktikums-Schule und wie bewertest du diese Entwicklung ?
Quelle: O.Weiß, 2017, Sport? Eine Motivationsstudie zum Breitensport in Österreich. Institut für Sportwissenschaft der Universität Wien. https://forschung-schmelz.univie.ac.at/fileadmin/user_upload/z_sportwissenschaft/news/2018/Motivationsstudie_Schlussbericht.pdf
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